Zum ältesten Mauerwerk der mittelalterlichen Neuburg zählt jenes des Bergfrieds.
Im teils doppelschichtigen Restputz der Westwandaußenseite deuten Strichfugen in der älteren unteren Schicht auf das Hochmittelalter hin, etwa auf die Zeit um 1200 oder bald danach. Alle an der Restaurierung der Neuburg Beteiligten, Gemeinde, Bundesdenkmalamt und Burgenausschuß erkannten schnell die Notwendigkeit, diesen ältesten bis jetzt bekannten Geschichtszeugen aus jener Zeit solange wie möglich der Nachwelt zu erhalten. Auch die Problematik der Sanierung eines so lange der Witterung frei ausgesetzten Wetterkalk-Mauerwerkes, ohne es zu zerstören, bedurfte einiger Kopfarbeit. Erfahrungen der letzten Jahre erzwangen hiefür ein anderes Mörtelkonzept, aus dem der Härtebildner Zement fast völlig auszuschließen war. Reiner Sumpfkalkmörtel, dem als Bindungsregulator das Mineral Traß beigesetzt wurde, trat an die Stelle der bisherigen Rezeptur.
Da die Nordwestecke des Bergfrieds bis auf den Felsgrund eingestürzt und als Folge ein weiterer Teil der Westwand einzustürzen drohte, mußte zuerst der 3 m hohe Schuttkegel entfernt, dann der Eckverband, zwecks Markierung der neuzeitlichen Nachbildung, wenige Zentimeter zurückversetzt, um 2 m neu aufgemauert und als Stützrampe an das einsturzgefährdete hochgehende Mauerstück der Westwand angeschlossen und hochgezogen werden.
Die Verfügung der Steinlagen, der ein gründliches Auskratzen des faulen Mörtels voranging, erfolgte durch Stopfen, durch Eindrücken des Neumörtels. Nach einer kurzen Abbindezeit wurden die Fugen sorgfältig nachgearbeitet und so ausgekratzt, daß die Steinstimseiten mörtelfrei und der Neumörtel etwa 1 Zentimeter tiefer als die Steinvorderseiten zu liegen kamen. Auf diese Art ließ sich das ästhetische Aussehen des restaurierten Mauerwerkes verbessern. Alle sichtbaren Mauerwerkstrukturen, wie die deutlich sichtbare spätere Zumauerung des ehemaligen offenen Kamins, und das Zugloch im zweiten Bergfriedgeschoß blieben erhalten.

Bei den an der Westwandaußenseite noch spärlich vorhandenen, durch das Regenwasser aufgeweichten Putzschichten, der unteren mit Strichfugen aus dem Hochmittelalter und der darüberliegenden gröberen jüngeren, erfolgte zwecks Härtung eine Imprägnierung mit Kalk-Sinterwasser. Solches bildet sich beim Absetzen des gelöschten Kalkes auf seiner Oberfläche und schaut aus wie Wasserglas. Wie die Beobachtungen im Folgejahr zeigten, hatte sich die dabei erwartete Festigung aber nur in bescheidenem Maße eingestellt.