Die Propstei St. Gerold wird zum erstenmal zwischen 1220 und 1227 in der Gütergeschichte des Prämonstratenser Klosters Weissenau bei Ravensburg erwähnt 22).
Ein Tumbe von Neuburg (Vorarlberger Adelsgeschlecht mit Stammschloss bei Götzis) wird als Propst von Friesen angeführt, mit welchem Namen die Propstei St. Gerold bis 1340 bezeichnet wurde. Der Bruder dieses nicht näher bezeichneten Propstes Albert Tumb wohnte mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen Heinrich, Eberhard und Ulrich in der Propstei Friesen. Die Söhne werden als Scholares bezeichnet, was den Schluß nahelegen dürfte, daß in der Propstei St.Gerold damals eine Schule bestanden haben soll. Falls dies zutreffen sollte,so ist es sehr eigenartig, daß das Kloster Einsiedeln in dieser weit entfernten Propstei hätte eine Schule unterhalten sollen.
Leider wird über diesen Propst von Friesen nichts genaueres berichtet. Der Text berechtigt in keiner Weise auf seine Zugehörigkeit zu Einsiedeln zu schließen. Aber er scheint auch nichts mit der Weissenau oder dem Prämonstratenserorden zu tun zu haben, da der Propst Ulrich von Weissenau bei der Entgegennahme der Verzichterklärung der Tumben auf ihr Gut in Sulpach handelnd auftritt. Jedoch ist der letztere Grund nicht ganz schlüssig, da der Propst von Friesen selber ein Tumb war und so die Verzichterklärung nicht entgegen nehmen konnte. Wichtig ist auch die Bemerkung, daß die Eltern der genannten Tumben damals in Friesen ihre Residenz hatten: quia tunc temporis habebant pater et mater eorum ibi residentiam. Demnach könnten dieseTumben Vögte von Friesen gewesen sein, was jedoch nicht bedeutet,daß dieTumben die Stifterfamilie von St. Gerold seien, wie Zösmair annahm 23).
Wahrscheinlich war die Propstei Friesen als gleichzeitiger Sitz einer adeligen Familie im damaligen Fehdewesen besonders gefährdet, was ihre Verwüstung im Jahre1313 erklärt. Die 2. schriftliche Erwähnung der Propstei Friesen findet sich im Jahrzeitbuch der Kathedrale von Augsburg. Darin wird unter dem 16. September ein Rudolf Propst in Friesen angeführt. Die Eintragung weist auf die Jahre um 1285 hin 24). Diese Verbindung mit Augsburg dürfte für einen Propst, der ein Einsiedler Mönch gewesen wäre, sehr eigenartig sein.
22) Weissenauer Gütergeschichte in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 29, 1877, 76 f.
23) XXIV. Jahres-Bericht des Ausschusses des Vorarlberger Museum-Vereins
24) MGH Necrol.1, 68.